Die Liebe kreuzweise
Was tat die Jugend in den 1920er-Jahren, sodass man ihr unterstellte, Partner und Partnerinnen „waagrecht und senkrecht“ zu suchen und die Liebe „kreuzweise“ zu vollziehen?
Wahrscheinlich, weil man zu dieser Zeit erstmals heftig über die Lust aneinander nachdachte. Das geschah sowohl, um der Öde der Ehe zu entfliehen, aber auch, um als alleinstehende Person ein flatterhaftes Leben zu führen. Dabei trat nicht nur das jeweils andere Geschlecht in den Fokus, sondern auch das eigene. Mit „Polyamorie“ hatte das wenig zu tun - man ging nicht hinaus, um Liebe zu verbreiten, sondern um einen besonders erregenden Geschlechtsverkehr zu vollziehen.
Erinnern wir uns, dass gerade zu dieser Zeit Schnitzlers „Reigen“ aufgeführt wurde und einend er größten Theaterskandale jener Zeit auslöste? Oder dass Edna St. Vincent Millay gerade ihre lustvollen Liebesbriefe schrieb?
Ich zitiere:
Auch wer nicht über solche inneren Kräfte verfügte, aber entsprechende Möglichkeiten hatte, nahm die Hersuaforderung frivoler Begegnungen gerne wahr. Gleichgeschlechtliche Kontakt unter Frauen waren ohnehin keine Besonderheit. Und nahezu alle Varianten standen Menschen offen, die sich zu Triolen verabredeten. Insofern war „kreuz und quer“ oder „kreuzweise Liebe“ als Begriff durchaus angebracht. Die „Liebe waagerecht“ mag sich als heterosexuelle Beziehung entpuppen, die Liebe senkrecht als homosexuell, aber das spielt keine große Rolle.
„Kreuzweise zu lieben“ war in den 1920er-Jahren sowohl Realität wie auch Wunschtraum - deshalb war die Postkarte mit dieser Aufschrift wahrscheinlich so beliebt:
Der Krampus denkt: Geometrie
Ist jetzt bei der Jugend beliebt.
Wagrecht und senkrecht suchen sie.
Und kreuzweise sind’s verliebt.
Wie bei Frau Millay, steht auch bei der anonymen Zeichnung die Frau im Mittelpunkt, von der offenbar die Initiativen ausgehen. Ob der Krampus ihr dazu etwas einflüstert? Jedenfalls scheint sich der Mann auf dem Bild vorläufig noch erfolglos um sie zu bemühen.
Der Autor der abgebildeten Postkarte ist anonym geblieben, sie scheint aber aus Österreich zu stammen.
Wahrscheinlich, weil man zu dieser Zeit erstmals heftig über die Lust aneinander nachdachte. Das geschah sowohl, um der Öde der Ehe zu entfliehen, aber auch, um als alleinstehende Person ein flatterhaftes Leben zu führen. Dabei trat nicht nur das jeweils andere Geschlecht in den Fokus, sondern auch das eigene. Mit „Polyamorie“ hatte das wenig zu tun - man ging nicht hinaus, um Liebe zu verbreiten, sondern um einen besonders erregenden Geschlechtsverkehr zu vollziehen.
Erinnern wir uns, dass gerade zu dieser Zeit Schnitzlers „Reigen“ aufgeführt wurde und einend er größten Theaterskandale jener Zeit auslöste? Oder dass Edna St. Vincent Millay gerade ihre lustvollen Liebesbriefe schrieb?
Ich zitiere:
Ihre außergewöhnliche poetische Kraft entsprang ihren grenzenlosen Möglichkeiten, Liebe und Schönheit zu erfassen – eine Fähigkeit, die so grenzenlos ist, dass sie sich häufig und intensiv in Männer und Frauen verliebte, oft in mehrere Menschen zur gleichen Zeit.
Auch wer nicht über solche inneren Kräfte verfügte, aber entsprechende Möglichkeiten hatte, nahm die Hersuaforderung frivoler Begegnungen gerne wahr. Gleichgeschlechtliche Kontakt unter Frauen waren ohnehin keine Besonderheit. Und nahezu alle Varianten standen Menschen offen, die sich zu Triolen verabredeten. Insofern war „kreuz und quer“ oder „kreuzweise Liebe“ als Begriff durchaus angebracht. Die „Liebe waagerecht“ mag sich als heterosexuelle Beziehung entpuppen, die Liebe senkrecht als homosexuell, aber das spielt keine große Rolle.
„Kreuzweise zu lieben“ war in den 1920er-Jahren sowohl Realität wie auch Wunschtraum - deshalb war die Postkarte mit dieser Aufschrift wahrscheinlich so beliebt:
Der Krampus denkt: Geometrie
Ist jetzt bei der Jugend beliebt.
Wagrecht und senkrecht suchen sie.
Und kreuzweise sind’s verliebt.
Wie bei Frau Millay, steht auch bei der anonymen Zeichnung die Frau im Mittelpunkt, von der offenbar die Initiativen ausgehen. Ob der Krampus ihr dazu etwas einflüstert? Jedenfalls scheint sich der Mann auf dem Bild vorläufig noch erfolglos um sie zu bemühen.
Der Autor der abgebildeten Postkarte ist anonym geblieben, sie scheint aber aus Österreich zu stammen.
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