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 Liebeszeitung - Liebe, Lust und Sex

Wie lange dauert es, jemanden kennenzulernen?

Wie lange dauert es, „jemanden kennenzulernen“? Diese Frage wird oft gestellt – und sie kann zumindest für Beziehungen, die „online“ beginnen, ziemlich klar beantwortet werden.

Die Probezeit – das Kennenlernen lernen

Wenn du etwas noch nie getan hast und auch nicht weißt, ob es dir gefällt ist es gut, es zunächst zu erlernen. Das heißt, du tust etwas, das auch in der aktiven Zeit sinnvoll sein könnte - aber du bist noch in der „Probezeit“. Wenn du ansonsten gut vorbereitet bist, reichen drei bis fünf „Probeauftritte“, bevor es richtig losgeht.

Zu Anfang wirst du vielleicht nicht einmal wissen, wer zu dir passt oder welchen Menschen du dir als Partner wünscht. Je weniger du darüber weißt, umso länger ist für dich diese Probezeit.

Dann wirst du feststellen, dass nicht jede Person, von der du denkst „die passt hervorragend“ dasselbe auch von dir denkt. Du wirst dabei etwas über deine eigenen Eigenschaften, deine wirklichen Merkmale und den Wert feststellen, den du für andere hast.

Selbst kluge Menschenkenner(innen) haben dabei Probleme. Unter drei Begegnungen schaff es kaum jemand, sich ein ungefähres Bild zu machen, wie gut seine Chancen sind. Dabei habe ich noch gar nicht von der Vorgehensweise gesprochen – die kann eine große Rolle spielen.

Drei plus sechs – neun Dates bis zum Erfolg?

Rechne bitte so:

Die ersten drei bis fünf Dates benötigst du, um genügend Erfahrungen zu sammeln. Sie zählen nicht mit.

Dann beginne zu zählen. In den nächsten sechs bis zwölf Dates fällt die Entscheidung, wohin du tendierst.

Entscheidung heißt: Entweder du hast schon gewählt, oder du weißt jetzt, wie du weiter vorgehen kannst. Oder aber auch: Das ist nichts für dich.

Wenn der Erfolg nicht beim neunten Date (inklusive Probedates, also 3+ 6) eintritt, ist das nicht schlimm. Zwischen neun Dates und 17 Dates (5 +12) liegst du noch gut im „Mittel“. Oberhalb der 18 Dates beginnt zumeist der Frust an dir zu nagen. Was dann?

Mehr als 24 Dates? Zurück auf Los!

Wenn du bei 24 Dates angekommen sein solltest, ist sehr wahrscheinlich, dass etwas an deinen Grundlagen nicht stimmt. Das heißt, in einfachen Worten: Du bellst die falschen Bäume an.

Was du wirklich brauchen kannst, um den Knoten zu binden

Allerdings kommt noch etwas anderes dazu, was nur du beeinflussen kannst.

Denn am Ende der Kette finden wir drei wichtige Komponenten: Kompromissfähigkeit, Vorstellungskraft und Entscheidungsstärke. Auch diese drei Fähigkeiten sind bei Menschen unterschiedlich ausgeprägt.

Wie stehst du zu Risiken?

Wir haben noch nicht von der Risikofreude gesprochen. Das heißt: Je weniger du mit jemandem „zu handeln wagst“, umso weniger lernst du ihn oder sie kennen. Viele dieser Handlungen (auch Sex) können Risiken beinhalten. Aber ohne diese Risiken wir dein Bild nicht komplett.

Das Fazit

Aus all dem ergibt sich, dass du sowohl dein viertes Date heiraten könntest oder auch bei deinem sechsundfünfzigsten Date aufgibst. Und natürlich alles dazwischen. Deshalb empfehlen die meisten Ratgeber, von Zeit zu Zeit „tief Luft zu holen“ und zu überlegen, ob der eingeschlagene Weg richtig war.

Warum ist der Partner Nummer 38 der Beste?

Warum ist der Partner Nummer 38 der Beste? Diese Frage ist so albern, dass ich sie zuerst überlesen habe. Aber dann lief mir eine der vielen „irgendwo abgeschriebenen“ Behauptungen über den Weg:

Liebesformel gefunden: „Person 38“ macht glücklich – 37 „Frösche“ muss man davor küssen, berechnet Mathematiker …

Ja, das tat er. Und andere auch. Ein Name ist Dr. Gihan Marasingha, der schlicht und einfach sagte, dass der Partner Nummer 38 der Beste sein muss.

Schon zuvor hatte jemand das Gleiche behauptet, nur hatte er eine andere Rechnung aufgemacht: Dieser nahm an, dass die aktuelle Partnersuche zwischen dem 18 und dem 40 Lebensjahr stattfände. Daraus errechnete er ein statistisches Alter von 26,1 Jahren.

Wer nun verwirrt ist – ich war es auch. Warum die „Nummer 38“?

Und warum ist es nun "Nummer 38"?

Ganz einfach: weil dies der Moment ist, in dem am wahrscheinlichsten aus 100 Dates eines „klappt“.

Wie bitte? Stellen wir uns mal ganz dumm.

Und rechnen wir mit 96 Dates, das ist einfacher, weil wir dann auf acht Jahre zu je 12 Dates kämen. Wir landen dann etwas beim 39 Date - oder im 35. Monat, also gegen Ende des dritten Jahres.

Nun wollen wir etwas auf die Tube drücken. Bei zwei monatlichen Dates wären es vier Jahre, und der Erfolg würde sich etwa nach 18 Monate einstellen.

Und nun der Turbogang: Bei vier Dates im Monat (kann man durchaus schaffen) und zwei Jahren Zeit wären wir bei 9 Monaten, bis sich der Erfolg einstellt. Zwei Jahre sind dabei ziemlich genau der Zeitrahmen, den die Dating-Branche als „notwendig“ ansieht.

Und was bedeutet das?

In Wahrheit ist die Formel ungeeignet für die Partnersuche

Genau genommen: Die Formel bedeutet gar nichts. Denn die Theorie stimmt nur dann, wenn alle Menschen von den gleichen Voraussetzungen ausgehen. Und die wären:

1. Die Anzahl der verfügbaren Menschen bleibt konstant, stiegt oder unterliegt anderen bekannten Gesetzmäßigkeiten.
2. Alle handeln ähnlich, und alle verstehen den „optimalen Zeitpunkt“ ähnlich.
3. Die Person, von der die Rede ist, hat die „freie Auswahl, das heißt, sie muss nicht darauf achten, was der andere Teil beabsichtigt.

Es bedeutet also wirklich – gar nichts.

Interessanter ist da schon die Kurve der Chancen. Laut der Theorie steigt sie bei den zehn Ereignissen (Dates) schon auf nahezu 25 Prozent, bei zwanzig Dates schon auf über 30 Prozent, und bei etwa 40 Prozent fällt sie ab.

Das Ganze hat also mit dem 38. Date gar nicht zu tun. Wer sich realistisch vornimmt, in den nächste zwei Jahren 25 Dates zu haben, landet etwa beim neunten Date als „größtmöglichem Erfolg“.

Und ohne Mathematik?

Das Phänomen ist nicht nur aus der Mathematik bekannt. Es wird auch ohne Mathematik verständlich, und zwar so:

1. Um etwas Neues zu erproben, benötigt man in der Regel einige Versuche.
2. Mit jedem dieser Versuche lernt man, seine Möglichkeiten und Grenzen zu finden.
3. Ab einer Anzahl von Dates, die je nach Persönlichkeit unterschiedlich sein kann, kennt man diese Kriterien – und findet eine(n) passende(n) Partner(in).
4. Je mehr Dates man noch eingeht, wenn der Höhepunkt der Suche überschritten wird, umso weniger Chancen hat man, weil man einen Teil der „wirklich infrage kommenden Personen“ bereits abgelehnt hat.
5. In nahezu allen Modellen ist der „Rückgriff“ versperrt. Das heißt: Einmal abgelehnt ist immer abgelehnt.

Um noch einmal auf das „mathematische Modell“ zurückzukommen: Zwischen den Begegnungen von 40 Prozent und 60 Prozent ist noch etwas „Luft“, danach fällt die Kurve rapide ab.

Letzte Gedanken zu deinen persönlichen Erfolgen ...

Die entspricht wieder der Realität. Nahezu jeder, der mehr als zwölf Dates benötigte, fragt sich nach dem Sinn seiner Vorgehensweise. Bei 24 Dates wird alles schon zur Routine, und das eigentliche Ziel, die Partnerschaft, entschwindet am Horizont. Und noch mehr Dates? Ich denke: Es ist unökonomisch. Wenn es bei dir so ist: Versuche, einen anderen Weg zu gehen.

Quellen:
Chiemgau24 für die Frösche.
Original mit der entsprechenden Grafik: Daily Mail.
Medium für die Behauptung, in welchem Alter der richtige Zeitpunkt ist.

KI-basierte Dating-Apps – Behauptungen und Realitäten

Zuvor ein ganz kurzer Hinweis: „KI“ ist einerseits ein Name, unter dem IT-Verfahren vermarktet werden, andererseits aber auch ein Teil der Informationstechnologie selbst.

Was ist eigentlich KI wirklich?

Genau genommen ist KI (oder englisch AI) die Fähigkeit eines Computerprogramms, logisches Denken zu imitieren, dabei zu lernen, das Gelernte umzusetzen und kreative Vorschläge zu machen.

Was ist computergestützte Partnerwahl?

Der Begriff wird von ernsthaften Wissenschaftlern selten in den Mund genommen. Umso mehr behaupten Partneragenturen und Online-Dating-Anbieter, über solche Verfahren zu verfügen. Ein Teil beruft sich dabei auf „psychologische“ Verfahren, ein anderer Teil auf das Suchverhalten der Benutzer. In Wahrheit scheint es eher so, als ob physische Schönheit, andere geschlechtsspezifische Eigenschaften oder ein verlässlicher Lebensweg gesucht würden. Da unsicher ist, wie es nach Abschluss des Online-Verhaltens weitergeht, gehören alle Tests und Voraussagen in den Bereich der Spekulationen.

Hören wir einmal, was in Promotion-Artikeln von Anbieter steht, die behaupten, bereits KI einzusetzen.

KI-basierte Funktionen in Dating-Apps

Behauptung:

Man benötigt riesige Datenmengen, um Nutzer (Partnersuchende) zufriedenzustellen, wörtlich:

Einer der bedeutendsten Fortschritte bei der Entwicklung von Dating-Apps ist die Integration von KI-Funktionen. Diese Funktionen zielen darauf ab, die Benutzererfahrung zu personalisieren und eine ansprechende und interaktive Schnittstelle bereitzustellen.

Richtig:

Die Programme, die sogenannte KI-Funktionen enthalten, können riesige Datenmengen analysieren.

Kritik:

Das ist für die meisten Suchenden nicht wirklich relevant.

Erster Ansatz: Übereinstimmungen schnell und effizient finden

Behauptung:

Diese Funktion (KI) ermöglicht es Benutzern, kompatible Partner schneller und effizienter zu finden, wodurch der Zeit- und Arbeitsaufwand reduziert wird, der erforderlich ist, um eine geeignete Übereinstimmung zu finden.

Kritik:

„Genauere Übereinstimmungen“ waren schon das Credo der bekannten Anbieter – dazu wären aber „verlässliche Kriterien“ nötig, die es in der Praxis niemals gegeben hat.

Nutzen:

KI hat so gut wie keinen Nutzen für Suchende. Die meisten „Benutzer“ können nur aus einer sehr begrenzten Anzahl von Personen wählen. Die „riesigen Datenmengen“ zu durchsuchen, lohnt sich normalerweise nicht. Das gilt vor allem, der örtlich „Suchumkreis“ auf wenige Kilometer (unter 50) reduziert wird.

Für eine Einschränkung nach Geschlecht, Ausbildung, Alter und Ort benötigt man keine „KI“.

Zweiter Ansatz: Benutzerprofile verifizieren

Behauptung:

Mit KI-gestützter Verifizierung können Dating-Apps besser garantieren, dass ihre Benutzer authentisch sind, das Risiko betrügerischer Aktivitäten mindern und die Gesamtqualität der Benutzererfahrung verbessern.

Richtig, aber:

Das ist mit KI teilweise möglich – allerdings nur dann, wenn die Identität der Benutzer erkennbar ist und sie reichlich Daten im Internet hinterlassen haben. Ob dies den Aufwand rechtfertigt oder ob man dazu gar auf geschützte Daten zurückgreifen müsste, ist nicht geklärt. Das wissen natürlich auch die Anbieter.

Dritter Ansatz – „Gespräche anregen“

Behauptung:

KI kann Gesprächsstarter vorschlagen.

Kritik:

Mit „Gesprächsstartern“ oder gar einem Programm zu arbeiten, das Fragen vorschlägt, hat sich schon bei Treffen in Cafés nicht bewährt, weil es „künstlich“ wirkt und nicht wirklich weiterführt. Zudem muss die KI dazu den Gesprächsverlauf (geschrieben oder gar gesprochen) analysieren. Die Privatsphäre wird dabei möglicherweise eingeschränkt – und der angebliche „Partner“ kann auch ein „Chat-Bot“ sein.

Vierter Ansatz: Kommunikation erleichtern

Behauptung:

KI schafft bessere Übereinstimmung durch Kommunikationshilfen, im Originaltext:

KI kann Menschen auch dabei helfen, mit potenziellen Übereinstimmungen zu kommunizieren. Mit KI-gestützten Chat-Bots und Konversations-KI können Online-Dating-Plattformen eine effizientere und natürlichere Kommunikation zwischen den Benutzern ermöglichen.

Kritik:

Die Erwähnung von Chat-Bots deutet bereits darauf hin, dass es sich nicht um eine „natürliche Kommunikation“ handelt. Es ist absolut unglaubwürdig, dass die Kommunikation dadurch „effizient“ wird. Viel wahrscheinlicher ist, dass sie in "Geplänkel" übergeht.

Dating-Apps als „Wellenreiter auf der KI-Welle“

Ich las, dass die Anbieter von Dating-Apps etwas versäumen, wenn sie nicht auf der KI-Welle „mitreiten“. In einer ähnlichen Promotion dafür heißt es:

Auf dieser Welle reitend, verwenden KI-gestützte Dating-Apps fortschrittliche Algorithmen, um Benutzerdaten zu analysieren und zu interpretieren, was das Potenzial für noch höher personalisierte und erfolgreichere Matches erhöht.

Das Interessante an all diesen Artikel ist, dass sie ständig die Vorteile der „Nutzer“ also den Partnersuchenden, in den Vordergrund stellen, der dabei letztlich zu einem Spielball der KI-Systeme verkommt. Die eigentlichen Nutznießer sind die Firmen, die im Umfeld der KI arbeiten.

Und noch ein letzter mahnender Abschnitt

Jeder sogenannte oder echte Algorithmus kann manipuliert werden, das heißt, über gewisse „Stellschrauben“ kann der Betreiber die Passungen „an den Bedarf“ anpassen. Das geht mit „gewöhnlichen“ Algorithmen wie auch mit künstlicher Intelligenz. Übrigens funktioniert es auch völlig ohne Intelligenz. „Anpassung“ ist ein Naturphänomen, dem viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.

Zu mir: Was viele nicht wissen. Ich war lange Zeit IT-Organisator und habe einige Jahre Kommunikation gelehrt.

Quelle hier:
Forbes
Ähnliche Behauptungen finden sich im Blog eines Unternehmens, das auf dem geschilderten Gebiet tätig ist.

Die Woche – Frau Berkley, erotische Schläge und das 19. Jahrhundert

Diese Woche - ziemlich viktorianisch ...
Sehr ungewöhnlich für die Liebeszeitung – eine Woche, ein Thema. Es geht um Theresa Berkley (auch Theresa Berkeley), die in der Geschichtsschreibung bestenfalls schemenhaft existierte, die aber durch einen britischen Autor große Popularität erlangte.

Mit einem Gemenge aus Fakten, Vermutungen und Mythen versuchte Henry Spencer Ashbee, die Figur der britischen Bordellwirtin Theresa Berkley für die Ewigkeit zu erhalten. Er wurde in zahllosen Schriften des frühen 20. Jahrhunderts unter seinem Pseudonym Pisanus Fraxi als Quelle für das Flagellationsbordell der Frau Berkley, für die Person der Theresa Berkley und ihre Eigenschaften wie auch für das angebliche Berkley-Horse genannt.

Was ist daran wahr? Auch nach gründlichen Recherchen war es der Redaktion nicht möglich, die Geschichte, ihre Personen, Einrichtungen und „Möbel“ als „historisch“ zu verifizieren.

Macht die Liebeszeitung nun so weiter?

Sicher nicht, obwohl wir stets an Büchern über die Zeit von König Georg oder Königin Viktoria „dranbleiben“ werden. Dazu heute ausnahmsweise ein frivoles Bild am Freitag (oben). Und ein einziger Link, denn diesmal haben wir unsere Vorgehensweise dokumentiert.

Aber wir leben hier und jetzt, und die Vergangenheit dient uns nur als Vergleich mit der Gegenwart.

Apropos Gegenwart – die Themen, die uns wirklich bewegen sollten geraten immer mehr in Vergessenheit. Das betrifft sowohl Paarbeziehungen, wie auch Familien und damit auch Kinder und Schulen. Stattdessen beschäftigen wir (ja, manchmal sogar wir) mit Gender-Gedöns.

Wir leben nicht, um uns ständig zu modifizieren

Die anderen Themen, mit denen sich Menschen derzeit kaputtmachen, sind Modifikationen von Körper, Geist und Psyche. Und das dritte Thema, das schrecklich nervt, ist die Frage, wie man mit sehr wenig Arbeit sehr viel Geld „verdienen“ kann.

Muss das sein? Sollten wir nicht stattdessen auf unser Glück achten? Ja – wir könnten es uns einfach ins Haus holen.

Der Abgesang der Woche

Gut – dazu sage ich jetzt kein Wort mehr. Den Singles (wie auch allen anderen) winkt eine Art Frühlingswochenende. Und dabei kommen auch die Gefühle zurück, die uns antreiben, trotz aller Bedenken an die Zukunft zu glauben – ohne Selbstmodifikation. In diesem Sinne – ein wundervolles Wochenende für euch alle.

Ein Nachtrag zu meiner Vorgehensweisen im „Fall Berkley Horse“

Ein Nachtrag zu meiner Vorgehensweisen im „Fall Berkley Horse“ - und die fragwürdige Weitergabe der Legende um Frau Berkley selbst.

Als ich vor einigen Jahren mit der Recherche über Frau Berkley und ihr legendäres „Horse“ begann, standen mir nur wenige Quellen und Originalzitate zur Verfügung.

Mir war damals auch nicht bewusst, wer „Herr Fraxi“ war und wann er lebte. Erst später fand ich heraus, dass die einzige Quelle, aus der immer wieder zitiert wurde, seine Aufzeichnungen waren. Tatsächlich waren diese zu der Zeit, als ich mich zum ersten Mal damit beschäftigte, auch nicht öffentlich verfügbar.

Viele Meinungen über Theresa Berkley - nur an Quellen hapert es

Das ist nun anders. Sowohl online wir auch antiquarisch sind die Werke verfügbar, und sie wurden für einige der vier Artikel der Serie benutzt. (Bibliography of Prohibited Books), eine dreiteilige, umfassende und literarisch orientierte Betrachtung, in der unter anderem auch Mrs. Theresa Berkley vorkommt. Dabei erwies sich schnell, dass des die einzige Quelle war.

Die Rolle von Henry Spencer Ashbee

Wie auch der Autor Fraxi, besser bekannt als Henry Spencer Ashbee, hatte ich keinen Zugriff auf verlässliche Dokumente des frühen 19. Jahrhunderts. Vermutlich wurde die Geschichte ausschließlich von Ashbee erzählt, wobei es eine gewisse Irritation gibt. Das Erscheinungsdatum eines angeblich früheren Werkes, in dem Frau Berkley im Vorwort erwähnt wurde, wird unterschiedlich angegeben, sodass man glauben könnte, es wurde noch während der Lebenszeit von Frau Berkley geschreiben.

Während der Arzt und Schriftsteller Iwan Bloch der Quelle vertraute und sie kritiklos weitergab, werden die Namen in historischen Werken nicht einmal erwähnt.

Historisch verlässliche Quellen? Fehlanzeige!

„The Origins of Sex“ (2012), eine wissenschaftliche Studie zur viktorianischen Zeit, nennt aber weder die Namen Theresa Berkley, noch Fraxi und auch nicht Spencer Ashbee, der sich dahinter verbirgt. Wir finden diese Namen ebenso wenig in „The Plaesure‘s all Mine“ (2013), das die Geschichte der die Perversionen historisch betrachtet. Beide Werke wurden von Historikern geschrieben. Wer nun meint, dass Historiker an Prostituierten, Hetären oder Bordellwirtinnen nicht interessiert wären, verkennt den Charakter beider Bücher. Erwähnt wurde beispielsweise die Geschichte der „Lebedame“ Harriet Wilson (1786 – 1846), die etwa zur gleichen Zeit wie die Bordellwirtin Berkley lebte.

Harriet Wilson lebte etwa zur gleichen Zeit - und über sie gibt es umfassende Dokumente

Ich will diese Geschichte hier kurz nach der Interpretation von Candice Hern wiedergeben. Andere Informationen habe ich ebenfalls hinzugefügt.

Mit 40 veröffentlichte sie eine allumfassende Autobiographie, in der Namen genannt wurden. Vor der Veröffentlichung dachten sie und ihr Verleger daran, mehr Geld zu verdienen, indem sie es NICHT veröffentlichten, und stellten sicher, dass sie Entwürfe an mehrere der im Buch erwähnten wichtigen Männer verteilten … (und schlugen vor) … Passagen auszulassen, in denen sie … erwähnt wurden. Behauptet wurde, dass über 200 Briefe an ehemalige Kunden geschickt wurden, in denen sie um eine Pauschalsumme von 200 £ baten, um ihre Namen aus ihren Memoiren herauszuhalten. (Manche)… , darunter George IV, zahlten. Harriets Memoiren, die 1825 veröffentlicht wurden, waren ein Bestseller, obwohl bekannt war, dass vieles davon völlig frei erfunden war.

Ich nenne bewusst viele Quellen. Sie beweisen, dass es von einer historischen Person sowohl Bilder wie auch Belege gab, auch dann, wenn sie ein sexuell motiviertes Gewerbe betrieben. Und aus dieser Sicht fällt viel Licht auf Henry Spencer Ashbee und seine Behauptungen über die „Königin“ der Flagellationsbordelle, aber auch auf alle, die Ashbee vertrauten und die Geschichte forttrugen.

Quellen:

Keine Erwähnungen der Berkley:

„The Origins of Sex“ (2012)
„The Plaesure‘s all Mine“ (2013)

Zitat nach Candice Hern (literarisch)

Weitere Quellen zu Harriette Wilson unterschiedlicher Qualität (teils bebildert):

A Woman To Know
Jane Lark (Truth or Lies)

Verlässlich und/oder authentisch:

Wikipedia (englisch) Lexikonbeitrag.
Projekt Gutenberg (Buch)
Universität Princeton (Blog): Seltene Bücher.
Und nicht zu vergessen: Seite 342 und eine Abbildung des Wilson-Skandals (farbig) Seite 357 in "The Origins Of Sex".

Alle Beiträge der Serie lesen?

Körperstrafen und Definition - Körperstrafen (Definitionen)
Die viktorianische Zeit und das 19. Jahrhundert Adel, Bürgertum, Fassaden.
Das Bordell der Frau Berkley und die einzige Quelle dafür bei Ashbee.
Das angebliche „Berkley Horse“ - ein Möbel für ein Bordell.
Meine Vorgehensweise bei den Recherchen - die Wahrheit. (hier)